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Freitag, 23. Oktober 2009

China auf der Buchmesse

Auf dem DBU-Stand auf der Buchmesse begegneten mir Chinesen die wenig an ihrer "Regierung" auszusetzen hatten.
Exemplarisch will ich die Begegnung mit einer chinesischen Frau, welche sehr gut deutsch sprach, schildern. Die Dame schaute sich sehr aufmerksam unsere ausgestellten Bücher an und machte mich darauf aufmerksam, dass nach ihrer Meinung der kleine "Free Tibet" Aufkleber der neben den Flyern lag, nicht zu unserem Sortiment passe. Ich widersprach ihr und sagte, dass es sich bei Tibet um ein buddhistisches Land handle, das unter Fremdherrschaft steht und in dem der Buddhismus zusammen mit der tibetischen Kultur unterdrückt und zerstört wird, und dieser Kleber daher sehr wohl zum Thema Buddhismus passt.
Nun kamen die Argumente die ich allesamt von Vertretern offizieller Stellen in China oder von Chinesen, die es nicht besser wussten, gehört habe. Natürlich wird von diesen Chinesen davon ausgegangen, dass sie einen gänzlich uninformierten Westler vor sich haben dem sie mit einer unterstellten Unwissenheit entsprechende Propaganda als Realität verkaufen können.

Die erste Behauptung war, dass Tibet schon immer chinesisch war. Wenn man darauf erwidert, dass Tibet immer auch (zum großen Missfallen der Chinesen) in engem Kontakt mit den Mongolen als Schutzmacht stand und man sogar die geschichtlich verbriefte Zeit nennen kann, in der halb China unter tibetischer Herrschaft stand, wird klar, dass zur Geschichte Tibets und seiner Nachbarn keine chinesische Belehrung fruchtet.

Sofort darauf folgte das Argument mit der Infrastruktur. Die Chinesen haben den armen Tibetern die Infrastruktur gebracht, mit der sie endlich den mittelalterlichen Lebensumständen entkommen konnten.
Wenn nun jemand, der schon mehrfach in Tibet war entgegnet, dass genau diese Infrastruktur nicht den Tibetern, sondern fast ausschließlich der chinesischen Besatzungsmacht zugute kommt, stellen sich die vorgeblich sachkundigen Chinesen als diejenigen heraus, die von der Realität in Tibet keine Ahnung haben (wollen?). Die Straßen, die Telefon- und die Stromleitungen gehen von einem chinesischen Militärcamp zum nächsten und nur die Siedlungen, in denen genug Chinesen leben, werden von diesen chinesischen "Segnungen" berührt. Ansonsten sind die genannten Infrastrukturen sehr nützlich um die Rohstoffe und anderen Reichtümer Tibets auszubeuten und nach China zu verfrachten. Nicht umsonst nennt man Tibet auf chinesisch "Die Schatzkammer des Westens".

Nun kommen die Begriffe wie Feudalismus, Leibeigenschaft und anderes wovon man die armen Tibeter angeblich befreit hat.
Das Argument, dass diese Begriffe erst zusammen mit dem Marxismus in China bekannt wurden und genauso missbräuchlich und falsch verstanden einer Kultur übergestülpt werden, welche eine andere Geschichte, Entwicklung und gänzlich andere Werte hat als Europa, widerlegt in der Regel auch schnell diese Phrasen.

Mit den Argumenten verlor die chinesische Dame auch ihre Freundlichkeit und ihre Continance: sie entfernte sich schimpfend und keifend.

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